Alain Claude Sulzer
Zur falschen Zeit
Ein junger Mann auf Spurensuche nach seinem toten Vater. Eine Mutter, die schweigt. Rückblenden in die 50er Jahre, in eine beängstigend enge, stickige Zeit. Alles schon mal gelesen? Vorsicht. Es gibt noch echte Geheimtipps. Kennen Sie Alain Claude Sulzer? Der Schweizer Schriftsteller hat mit "Zur falschen Zeit" einen schmalen, leisen Roman geschrieben, in dem so es intensiv brodelt, dass man ihn mit klopfendem Herzen lesen muss.
Suche nach dem Vater
In der kunstvoll verschachtelten Geschichte spielt zunächst ein Foto eine Rolle, das den Vater des Ich-Erzählers mit einer besonderen Uhr am Handgelenk zeigt. Der Sohn, mit 17 Jahren gerade aus der Pubertät aufgewacht, will wissen: Wer war mein Vater? Die Uhr und das Foto bringen ihn auf Recherchepfade, die nach und nach enthüllen, wer sein Vater war und warum er Selbstmord beging wenige Wochen nach der Geburt des Sohnes.
Liebesgeschichte mit emotionaler Wucht
Mit wenigen feinen Strichen zeichnet der Autor den Zeitgeist der 50er nach, die Versuche Emils, des Vaters, im falschen Leben doch noch das richtige zu finden. Denn Emil liebt Männer und nicht Frauen, aber er heiratet eine Frau. Die Enge; die Angst vor Entdeckung; das Dilemma des Vaters, der Versuch, seine Liebe trotzdem zu leben; schließlich das dramatische Ende: Sulzer erzählt Emils Lebens- und Liebesgeschichte mit emotionaler Wucht und zugleich ausgesprochen zurückhaltend.
Ein sehr berührendes Buch. Und ein Autor, auf dessen nächsten Roman man sich freut.
(Gabi von Alemann)
Alain Claude Sulzer *1953 in Basel, schweizer Schriftsteller
Alain Claude Sulzer "Zur falschen Zeit"
Roman, Galiani 2010, 229 Seiten, 18,95 Euro, broschiert 8,99 Euro, eBook 16,99 Euro