Ann-Helen Meyer von Bremen & Gunnar Rundgren
Foodmonopoly
Das riskante Spiel mit billigem Essen
Diese Reise um die Welt ist keine Vergnügungsreise: Die Autoren haben arme Bauern in Afrika und Indien besucht, aber auch Farmer mit riesigen Ländereien in den USA und Brasilien, sie haben von der industriellen Landwirtschaft verwüstete Regionen gefunden und Gebiete bereist, in denen das Grundwasser versalzen und verseucht ist.
Bis zum Horizont
In Illinois/USA werden hauptsächlich Soja und Mais angebaut – fast ausschließlich gentechnisch manipuliert. Auf den Feldern des Farmers Bob, die sich bis zum Horizont ausdehnen, versprühen Sattelschlepper aus riesigen Fässern Pestizide. Bob erntet später Mais, der zu Tierfutter oder Nahrungsmitteln oder zu Ethanolsprit verarbeitet wird. Wofür sie letztlich arbeiten, ist solchen Farmern egal. Und so weisen 80 Prozent aller Flüsse und 60 Prozent aller Grundwasserbrunnen in den Agrargebieten der USA Rückstände von Pestiziden auf.
Ökolandbau
Aber es gibt auch positive Beispiele: 300 km weiter hat der Farmer Jack auf Ökolandbau umgestellt. Sein Motiv: Mehrere Nachbarn sind an Krebs gestorben, der durch Pestizide verursacht wurde. Zunächst haben ihn die Nachbarn belächelt und verspottet – inzwischen hat sich sein Betrieb durchgesetzt. Zu seiner vielseitigen Fruchtwechselwirtschaft ist Viehzucht hinzu gekommen, und er hat in den USA zahlreiche Nachahmer gefunden.
Wasserflüchtlinge
Um überleben zu können, graben sich Bauern in Indien buchstäblich das Wasser ab. Im nördlichen Bundesstaat Gujarat ist der Grundwasserspiegel jetzt schon um 300 Meter gesunken, 40 Prozent des Grundwassers sind versalzen, im Jahr 2025 sollen es sogar 60 Prozent sein. Staatliches, sauberes Wasser per Pipeline gibt es – noch – drei Stunden am Tag, herangepumpt über 110 Kilometer. Die jungen Männer verlassen als "Wasserflüchtlinge" ihre Dörfer und müssen in den Elendsvierteln der Millionenstädte unterkommen.
Abhängigkeiten
Die industrielle Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten von fossilen Rohstoffen abhängig gemacht, die in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Dennoch könnten in Zukunft neun bis zehn Milliarden Menschen mit einer nachhaltigen Landwirtschaft gut ernährt werden, weil ökologische Landwirtschaft sehr wohl in großem Stil möglich ist und unsere fruchtbaren Ackerböden nicht mit Stickstoff, Phosphor und Pestiziden unfruchtbar gemacht werden müssen.
Macht der Monopole
Es sind nicht unbedingt neue Erkenntnisse, die dieses Buch lesenswert machen. Es sind vielmehr die konkreten Fälle und Geschichten betroffener Landwirte und Viehzüchter, die in diesem Monopoly-Spiel zerrieben und vernichtet werden. Das mörderische Spiel liefern sich auf Kosten der Bauern die mächtige und hoch subventionierte Agrarindustrie und der Lebensmittelhandel mit seiner monopolisierten Einkaufsmacht. So 'monopol' darf das Spiel nicht weitergehen. Es bedarf neuer Regeln seitens der Politik und neuer Sichten und Einsichten der Verbraucher beim Blick in ihren Kühlschrank und beim Einkauf im Supermarkt.
(Peter Ehrenfried)
Ann-Helen Meyer von Bremen & Gunnar Rundgren
"Foodmonopoly" - Das riskante Spiel mit billigem Essen
aus dem Schwedischen von Nina Hoyer
oekom Verlag 2014, 239 Seiten, 19,95 Euro
eBook 15,99 Euro