
Tan Twan Eng
Das Haus der Türen
„Schweigend saßen wir da und verbargen unsere wahren Gedanken. Das, was eine Ehe aufrechterhielt, was sie Jahr für Jahr weiter bestehen ließ, waren die Dinge, die unausgesprochen blieben, die Wahrheiten, die wir so gern offenbart hätten, aber hinunterschluckten, zurückdrängten in die tiefsten, dunkelsten Winkel unserer Herzen.“

Kristine Bilkau
Halbinsel
Preis der Leipziger Buchmesse 2025
Diese Halbinsel liegt in Nordfriesland. Husum ist nicht weit, das Wattenmeer gleich nebenan. Hier lebt Annett in einem kleinen Siedlungshaus aus den 1950er Jahren - allein. Sie ist Ende 40, arbeitet als Bibliothekarin und hat sich mit dem Alleinsein ausgesöhnt. Ihr Mann ist vor vielen Jahren völlig unerwartet gestorben, da war die gemeinsame Tochter Linn noch ein Kind.

Samantha Harvey
Umlaufbahnen
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 (Übersetzung)
Sechs Astronauten schweben durch den Weltraum – vier Männer aus Amerika, Italien und Russland, zwei Frauen aus Japan und England. Sie leben für neun Monate auf der internationalen Raumstation ISS zusammen, als eine „fliegende Familie" mit minimaler Privatsphäre, präzise getaktetem Alltag und atemberaubenden Ausblicken auf die Erde.

Wolf Haas
Wackelkontakt
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025
„Escher legte auf und hoffte, dass er noch einmal einschlafen könnte, wenn er ein paar Seiten las. Auch Ala hatte eine zu kurze Nacht. Sie war zum ersten Mal allein in einem Hotelzimmer. Sie konnte nicht schlafen. Das Buch war einfach zu spooky. Etwas stimmte nicht damit. Wie wenn man durch ein Fernglas schaute, aber verkehrt herum. Dass einem schwindelig wurde.“

Jakob Hein
Wie Grischa mit einer verwegenen Idee
beinahe den Weltfrieden auslöste
Grischa ist noch jung und neugierig, hat die „Hochschule für Ökonomie Bruno Leuschner" als einer der Besten seines Jahrgangs absolviert und hat sich - nach tränenreichem Abschied von der Mutter - aus Gera in Richtung Berlin auf den Weg in eine vielversprechende Zukunft gemacht. Wir befinden uns im Jahr 1982, Ostberlin.

Will Dean
Die Kammer
„Fünf Minuten bis Mitternacht. Auch jetzt haben wir kein zuverlässiges Zeitgefühl in der Kammer. Auch kein Raumgefühl. Wir leben ein paar Zentimeter von der realen Welt, eurer Welt entfernt, von einer Welt, in der die üblichen Regeln und Gesetze gelten, und doch existieren wir in einer völlig anderen Sphäre…Während der Zeit unter Druck sind wir einerseits unantastbar, andererseits total verletzlich.“

Martin Mittelmeier
Heimweh im Paradies
Thomas Mann in Kalifornien
„Ich brauche Heiterkeit“, schrieb Mann 1938 ins Tagebuch, als Vorsatz, sich von den Zeitläuften nicht zu sehr bedrängen zu lassen.“ Noch lebt er in der Schweiz, doch mit dem Anschluss Österreichs hat die Demokratie in Europa eine weitere Niederlage erlitten, und nach einer langen Vortragsreise durch die USA erholt er sich mit seiner Frau und den Kindern unter kalifornischer Sonne – unter Freunden, die Deutschland schon lange

Anne Enright
Vogelkind
„Wir gehen nicht durch die gleiche Straße wie der Mensch an unserer Seite. Wir können nicht mehr tun als ihm zu sagen, was wir sehen. Wir können auf Dinge zeigen und versuchen, sie zu benennen. Wenn wir es geschickt anstellen, erlebt unsere Begleitung die Welt auf eine neue Weise, und dann kommt es zu einer echten Begegnung.“

Igiaba Scego
Kassandra in Mogadischu
Es geschieht am letzten Tag des Jahres 1990 – Bilder aus Somalia flimmern über den Fernsehbildschirm: „Es war das erste Mal, dass ich den Namen meines Herkunftslandes, des Landes, in dem meine Eltern geboren waren, im Fernsehen hörte. Normalerweise kümmerte sich das Fernsehen nicht um uns. Ein bisschen so wie heute. Auch heute kümmert es sich nicht um uns. ... Ich weiß nicht, ob ich eher Verwunderung empfand oder Schreck.

Han Kang
Unmöglicher Abschied
Sie leidet unter Alpträumen, immer wieder erscheinen ihr schwarze Baumstümpfe auf einem Acker, dahinter das Meer, Schnee fällt, das Wasser steigt. Ein Friedhof denkt sie, die Träume wurden vielleicht ausgelöst durch ihr Schreiben über Folter und Völkermord. Über das Massaker während der Studentenunruhen in Gwangju.

Julia Schoch
Wild nach einem wilden Traum
„Ohne Vergessen gäbe es keine Geschichten. Sie sind das, was übrig bleibt. Wie die Spitze eines Eisblocks, die aus dem Wasser ragt, treiben sie dahin, einfach und scheinbar richtungslos. In Wirklichkeit aber wird ihr Kurs sehr wohl bestimmt, allerdings sehr weit unten, in einer Tiefe, die allen Blicken entzogen ist.“

Colum McCann mit Diane Foley
American Mother
2014 - Zwei Anrufe, zwei Hinweise, dann ein Link – Diane Foley rechnet nicht mit dem Schock, den sie erleben wird, denn sie hofft seit Jahren darauf, dass ihr Sohn Jim aus der Geiselhaft syrischer Terroristen befreit wird. Aber was sie dann völlig unvorbereitet trifft, ist das grauenvolle Foto ihres enthaupteten Sohnes.