Séverine Vitali, Ursula Markus
Heimat im Kochtopf
Rezepte von Flüchtlingen aus aller Welt
Wie und wo funktioniert Integration am schnellsten? Beim Kochen. Das erleben Flüchtlingsinitiativen immer wieder. Bei der gemeinsamen Zubereitung landestypischer Gerichte lernen sich die Menschen sehr schnell kennen.
Ausgeprägte Gastlichkeit
Von der "Heimat im Kochtopf" erzählt dieses schöne, lebendig fotografierte Buch, von typischen Speisen und der Art, sie zu servieren, von Menschen, die vor Krieg, Zerstörung oder Armut geflohen sind, um in Frieden zu leben. In diesem ungewöhnlichen Kochbuch sind Rezepte von Menschen gesammelt, die aus Guinea, Eritrea, Afghanistan, Kurdistan, der Mongolei, dem Irak, Tibet oder Sri Lanka gekommen sind, zum Teil schon seit Jahren in der Schweiz leben oder erst seit ein paar Monaten. Kulturelle Vielfalt und soziale Lebensformen spiegeln sich im Kochen und in der Gastlichkeit, die in ihren Ländern besonders ausgeprägt ist. Bevor die Flüchtlinge ihre Speisen zubereiten, wird ihre persönliche Geschichte erzählt, und wie sie nach Europa kamen.
Geschichten von Flüchtlingen
Meseret stammt aus Eritrea, sie ist Christin und erklärt das typische Landesgericht Injera. Das sind leicht säuerliche Teigfladen, auf die verschiedene Gemüse, hartgekochte Eier, Gemüse und Hühnerfleisch gelegt werden. Besteck gibt es nicht. Fladenstücke dienen als "Löffel"
Dabo aus Guinea war 15 Jahre auf der Flucht quer durch Europa. Sein Asylgesuch in der Schweiz wurde abgelehnt, jetzt bereitet er sich auf die Rückkehr in seine Heimat und zu seiner Familie vor. Er stellt ein typisches Reisgericht mit Fisch vor, das "fetter Reis" genannt und auf einer großen Platte serviert wird, von der alle Gäste essen.
Barry Ibrahima hat Kochen gelernt, denn: "ein Migrant muss alles können, gerade auch Kochen, weil er nicht einfach zu seiner Frau oder Schwester gehen kann und darauf vertrauen, dass die ihn verköstigen." Er ist allein aus Guinea gekommen. Und bei Familie H. Aus Afghanistan wird Kabeli Palau serviert, ein leckeres Reisgericht, und zum Nachtisch ein süßer Kardamom-Pudding.
Ausprobieren lohnt sich
Ein ungewöhnliches "Willkommensbuch" mit berührenden Geschichten von Flüchtlingen, die auf Asyl warten oder schon anerkannt sind oder auch wieder gehen müssen. Ihre Erlebnisse stehen stellvertretend für all' jene, die nach Europa kommen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Sie erklären ihre Lieblingsrezepte, die Autorinnen ergänzen mit Hinweisen zur Art des Kochens, die sich zum Teil deutlich von der europäischen Zubereitungsart unterscheidet. Ausprobieren lohnt sich! (Christiane Schwalbe)
Séverine Vitali, Ursula Markus "Heimat im Kochtopf"
Rezepte von Flüchtlingen aus aller Welt
Rotpunktverlag 2016, 272 Seiten, 37,50 Euro