Slow Food
Genussführer Deutschland 2014
300 Gasthäuser getestet und empfohlen von Slow Food Deutschland
Die Schnecke, Symbol der Slowfood-Bewegung, kommt voran - langsam aber stetig. Der "Genussführer Deutschland 2014" setzt auf einen neuen, unübersehbaren Trend: Saisonal und regional kochen, den Jahreszeiten entsprechend, mit handwerklich sorgfältig hergestellten Produkten und Pflege kulinarischer Traditionen, die angesichts von Fast Food und Fertigprodukten auszusterben drohen.
Unverfälschte Küche
Restaurants und Gaststätten gibt es an jeder Ecke, nicht aber Köche, die von der Brühe bis zum Braten alles selber kochen, bei heimischen Bauern aus der Umgebung einkaufen und Gemüse vielleicht sogar im eigenen Garten ernten: Frische, unverfälschte Speisen ohne Zusatzstoffe, künstliche Aromen und Geschmacksverstärker, zu vernünftigen Preisen - darum geht es Slowfood.
Vorbild Italien
"Wo bekommt man noch richtig gute deutsche Hausmannskost und regionale Spezialitäten? Nach solchen Gaststätten haben wir gesucht" sagt Wieland Schnürch, Initiator des Genussführers, der damit dem Vorbild Italiens folgt, wo es den vergleichbaren italienischen Gastronomieführer "Osterie d'Italia" bereits seit 20 Jahren gibt.
Traditionspflege
Die 400 Slowfood-Tester sind fündig geworden und stellen bundesweit 300 Gasthäuser vor, die den Kriterien "Gut, Sauber und Fair" entsprechen, authentisch regional kochen und den guten, alten Sonntagsbraten pflegen. "Wir wollen die Wirte überzeugen," sagt Schnürch, "dass man auch anders kochen kann, als nur Tüten aufzureißen".
Unbekannte Spezialitäten
Ganz nebenbei lernt man im Genussführer auch deutsche Spezialitäten kennen, von denen man bislang vielleicht nichts gehört, geschweige denn, sie gegessen hat: Badisches Schneckensüpple, Kratzete und Geräjsde, Wildbeuschel, Iphöfer Eichelschwein und Scheiterhaufenauflauf, Pressack und Nonnenfürzle, Hamburger Pannfisch, Flurgönder und Schwartenmagen, Pluckte Finken und Betenbartsch, Ofenschlupfer und Bremer Pinkel.
Auch vegetarische Tipps
Schön, dass auch vegetarische Gerichte in die Empfehlungen aufgenommen wurden, aber schade, dass sich das Schwergewicht der Genussempfehlungen im Süden und Südwesten der Republik konzentriert. Kaum zu glauben, dass es in Berlin überhaupt kein Lokal gibt, das den Slowfood-Kriterien genügt. Immerhin: Wenigstens in Brandenburg wurden die Tester fündig. Und sie suchen weiter.
(Rita Oehme)
Slow Food Genussführer Deutschland 2014
300 Gasthäuser getestet und empfohlen von Slow Food Deutschland
Oekom Verlag, München 2013, 336 Seiten, 19.95 Euro