Thees Uhlmann
Sophia, der Tod und ich
"Irgendwas mit Herz" wird seine Todesursache sein, ein unangenehmes väterliches Erbe, "unentdeckter Herzfehler, Ader platzt, das war's". Der das so nüchtern sagt, ist der Tod höchstpersönlich. Und er sagt es zum Ich-Erzähler, der auf sein Klingeln ahnungslos die Tür öffnet..
Alles nur Zufall
"Sie müssen jetzt mitkommen" ist die schlichte Ansage, der Tod fackelt nicht lange, hat aber tröstliche Worte:
"Der unentdeckte Herzfehler ist eine der besten Todesursachen. Er schont die Verwandten und Freunde. Es ist die Unauslöschlichkeit des Zufalls."
Zufall ist aber auch, dass wenig später die Ex-Freundin des namenlosen Todeskandidaten klingelt – was im bevorstehenden Sterbefall nicht vorgesehen ist. Es gibt, notgedrungen, eine Galgenfrist von 48 Stunden.
Unterwegs mit dem Tod
Sophia ist Polin und eine überaus energische Person. Ihr Vater lebt im Altenheim , schnarrt mit polnischem Akzent seine Bedürfnisse und sitzt im Rollstuhl. Der namenlose Ich-Erzähler ist Altenpfleger und kümmert sich um ihn. Ein merkwürdiges Dreier-Gespann macht sich gemeinsam auf die Reise zur Mutter des Todgeweihten, die überglücklich ist, dass ihr Sohn nicht nur die ehemalige Freundin mitbringt, sondern endlich mal einen passablen Freund.
Konkurrenz im Totenreich
Mit Fassung erträgt sie die Todesnachricht und macht sich – mütterlich besorgt – mit auf den Weg gen Süden, um den neunjährigen Sohn des Erzählers zu besuchen. Der lebt mit seiner Ex-Frau bei deren Eltern, und er darf ihn eigentlich gar nicht besuchen. Aber der Junge ist in Gefahr, weil – und jetzt wird’s fantastisch – auch im Totenreich konkurrierende Mächte einen bösen Kampf um ihre Opfer austragen.
Schillernde Fantasy-Szenen
Thees Uhlmann hat einen ebenso skurrilen wie unterhaltsamen Roman geschrieben, der in launigen Dialogen eine unglaubliche Geschichte erzählt, zwischendurch in die schillernd-feurige Fantasy-Szenerie abdriftet und das schwierige Verhältnis, das Mütter ein Leben lang zu ihren Söhnen haben, pointiert und witzig abbildet. Im Angesicht des gar nicht so erschreckenden Todes ist dieser Roman ein heiter-besinnliches und melancholisches Loblied auf das Leben, das auch der Tod in vollen Zügen genießt – zumindest 48 Stunden lang.
(Christiane Schwalbe)
Thees Uhlmann *1974 in Hemmoor/Cuxhaven, ist Musiker mit seiner Band Tomte und Autor
Thees Uhlmann "Sophia, der Tod und ich"
Roman. Kiepenheuer & Witsch 2015, 320 Seiten, 18,99 Euro
eBook 16,99 Euro