Jan Bredack
Vegan für alle
Warum wir richtig leben sollten
Eine Woche im April 2014: Der Stern titelt "Die vegane Versuchung", die ZEIT klärt mit der Schlagzeile "Fleischmix & Primus Tofu" über Fleischalternativen auf, der Berliner Tagesspiegel berichtet in seiner Wochenendausgabe unter "Bildungslücke auf dem Teller" über das vegetarisch/vegane Defizit in der Kochausbildung und ... Jan Bredack stellt sein Buch vor: "Vegan für alle – warum wir richtig leben sollten".
Veganer auf dem Vormarsch
Vor drei Jahren wäre eine solche Häufung undenkbar gewesen, denn auch Radio und Fernsehen widmen sich immer ausführlicher dem veganen Lebensstil, deren Vertreter früher als Körnerfresser, Spinner und Fanatiker belächelt wurden, für Bredack waren es "Extremisten, die nicht alle Latten im Zaun haben". Sie sind immer noch eine Minderheit – nach Schätzungen des Vegetarierbundes inzwischen rund 800 000 in der Bundesrepublik – aber ihre Zahl wächst. Und mit ihr das vegetarisch/vegane Angebot in Restaurants und Supermärkten. Vegan ist hip, vegan ist cool.
Yes Ve Gan
Jan Bredack ist kein Spinner, auch kein Fanatiker, er ist der Erfinder der ersten veganen Supermarktkette "Veganz". Ein Mann also, der veganes Leben zum Geschäftsmodell macht und selbst überzeugter Veganer ist. Bredack, in der DDR als Sohn linientreuer Eltern geboren und privilegiert aufgewachsen, will dazu motivieren, das zu tun, was er erst nach einem Burn Out geschafft hat:
Sein Leben umzukrempeln und dies mit all' der Energie, die ihn - nach der Wende - bei Mercedes-Benz nach oben katapultiert hat. In seinem Buch erzählt er offen und engagiert (Mitautor Helmut Kuhn) seine ungewöhnliche Geschichte: "krass" – wie er selbst sagt – kompromisslos, kritisch und kämpferisch. Bis zum Burn Out ging es immer nur nach oben: Eliteschule, KfZ-Ausbildung, Studium der Betriebswirtschaft, Aufbau der ersten Niederlassung von Daimler in Moskau, Geld, Haus, Autos, Luxus. Das Leben eines lupenreinen Karrieristen.
Zehenschuhe statt Krawatte
Anzug und Krawatte hat Bredack gegen Kapuzenshirt und Zehenschuhe getauscht, Fast Food gegen Pflanzenkost und Automotoren gegen Supermarktregale. Zwei "Veganz" gibt es in Berlin, in anderen deutschen Städten sind bereits Filialen eröffnet worden, auch in Prag und Wien. Und die Expansion geht weiter. Denn im "Veganz" kann man unbesorgt einkaufen – hier gibt es tierfreie, fair und ökologisch produzierte Waren, Motto: "Wir lieben Leben". Das ist teurer, aber ehrlich. Denn würde man zum Preis für billiges Massenfleisch die Produktions- und Umweltkosten (die wir alle tragen) hinzu rechnen, wäre er deutlich höher.
Überzeugend ehrlich
Bredack ist weder Moralapostel noch Dogmatiker. Er ist Geschäftsmann, der niemanden zu seinem Glück zwingen und schon gar nicht irgendetwas verbieten, sondern überzeugen will, dass der vegane Lebensstil eine nachhaltige Zukunft bedeutet - weil er geschundenen Tieren, einer strapazierten Gesundheit, der Umwelt und dem Klima hilft.
Wer in Zeiten von "Geiz ist geil", in denen das Billigste gerade gut genug ist, für eine vegane Lebensweise wirbt, ist nicht nur Idealist, er muss Unternehmergeist und Managerqualitäten haben, Kämpfer sein und einstecken können. Auch davon erzählt dieses Buch – überzeugend, spannend und ehrlich.
(Christiane Schwalbe)
Jan Bredack "Vegan für alle"
Warum wir richtig leben sollten
Piper Verlag, 2014, 256 Seiten, 19.99 Euro
eBook 15,99 Euro