Olen Steinhauer
Die Spinne
Wenn man die Geheimdienstmachenschaften, mit denen wir in letzter Zeit konfrontiert waren, besser begreifen will, ist der Spionagethriller "Die Spinne" sehr hilfreich, denn hier treten sie fast alle auf, die Agenten und die Drahtzieher, technisch bestens gerüstet, was zum Beispiel neueste Abhörtechniken angeht.
Rachefeldzug ...
Wer das liest, wundert sich über gar nichts mehr. Allen voran die Chinesen mit ihren Machtkämpfen im eigenen Land und dem Rachefeldzug eines der ihren, der fast eine ganze Abteilung des US-Geheimdienstes, die "Touristen", über die Klinge springen ließ. Die, die übrig geblieben sind, formieren sich nun neu, um den hochkarätigen Agenten und Aussteiger Milo Weaver und seinen Chef Allen Drummond.
… und Moral
Die Zeitebenen und Erzählperspektiven überlagern sich dabei sehr elegant: Man kann dasselbe Ereignis immer wieder neu und anders wahrnehmen. Das hat einen großen Reiz, weil es kaum mehr um gut oder böse geht, also keine Seite moralisch überlegen ist.
Die bewährten Handlungsmuster dieses Genres aus den Zeiten des kalten Krieges hat Steinhauer mühelos mit neuem Leben erfüllt, weil er immer die schlimmstmögliche Wendung annimmt, und damit liegt er vermutlich nicht falsch.
Genaue Kenntnis
Seine Vorgänger Maugham, Le Carré, Fleming oder Graham Greene kannten das Geschäft aus eigener Anschauung, und bei ihm kann man das auch vermuten. Also: für alle, die Politkrimis und Spionagethriller lieben.
(Lore Kleiner)
Olen Steinhauer, *1970 in Virginia/USA, Krimi-Autor, lebt in Budapest
Olen Steinhauer "Die Spinne"
Aus dem Englischen übersetzt von Friedrich Mader
Heyne-Verlag 2013, 496 Seiten, 16.99 Euro, eBook 13,99 Euro
Weiterer Buchtipp zu Olen Steinhauer
Die Kairo-Affäre
Thriller