Ken Bruen
Brant
"Er war ein Bulle der alten Schule: grobschlächtig, skrupellos, furchteinflößend“. Sergeant Cross‘ Bild von seinem Kollegen Brant kann man als geschmeichelt betrachten, denn DS Brant macht seine Regeln ausschließlich selbst.
Komplett durchgedreht
Er schätzt Gesetze nicht sonderlich, dafür die Krimis von Ed McBain umso mehr und biegt jede Situation zu seinen Gunsten um. Cross wird alsbald mit dem Hammer erschlagen und in seinem Plattenbau-Appartement abgefackelt, und er ist nicht das erste Opfer des komplett durchgedrehten Serienmörders Barry: Sieben oder sogar acht sollen es werden, alles Polizisten, und Brants Tod soll die Krönung seines Werks werden, begleitet vom sensationsgeilen Boulevardblattreporter Dunphy, der ihn als "Blitz“ vermarktet.
"Der Journalist war ihm förmlich zu Füßen gelegen, hatte ihm den Arsch geküsst, und das war erst der Anfang. Jetzt galt es zu beweisen, dass er keine leeren Versprechungen machte. Die Pistole war im Hosenbund seiner Jeans verborgen, steckte direkt über dem Steiß. Wie im Kino. Aber hallo, dies war sein eigener Film, sein 'Apokalypse now‘, und zwar 'Redux‘.
Rasante Ermittlungen
Der Polizei ist der dreiste Killer um Haaresbreite voraus, doch nachdem Brant es schafft, dem fast sicheren Rauswurf als Gesetzeshüter durch die Demontage seines psychologischen Gutachters zu entgehen, wird er zusammen mit dem neuen Ermittlungsleiter Porter Nash zum Dreamteam der berüchtigten Südlondoner Police Squad. Dass Porter Nash schwul ist und von den meisten Kollegen gemobbt wurde, verleiht den rasanten Ermittlungen zusätzlichen Reiz, denn Brant lässt zwar keinen Witz über ihn aus, weiß aber einen intelligenten Kollegen zu schätzen.
"Ich mag den Kerl.“ "Hey Sergeant, da hab ich doch gar nichts dagegen. Ist nur so untypisch für sie, noch dazu, wo er schwul ist. Ich dachte, die könnten sie nicht leiden.“ Brant grinste. "Ich kann niemanden leiden.“
Rabenschwarzer Humor
Irlands größter Krimischriftsteller Ken Bruen erschafft in seinen Romanen um Brant einen Kosmos, in dem es nicht um Gut oder Böse geht und auch nicht um akribische Ermittlungsarbeit, sondern um Hochspannung und rabenschwarzen Humor. Ein Feuerwerk lakonischer und grell komischer Dialoge reiht sich an das andere, punktgenaue Szenen mit ganz besonderem Sound, in denen jeder Satz zählt und stimmt. Das Personal gewinnt trotz aller Überzeichnungen Kontur, etwa wenn die schwarze Polizistin Falls sich für einen jungen Neonazi einsetzt und nach der Attacke des Serienkillers wieder in ihre Drogensucht zurückfällt – und auf ungewöhnliche Art herausfindet. Bruen lässt die dümmeren und fauleren unter den Polizisten mit Lust scheitern und Fehler auf Fehler häufen, während er Einfallsreichtum und Effektivität belohnt, um fast jeden Preis - die bessere Pointe gewinnt immer, und auf eigenwillige Weise schließlich auch die Gerechtigkeit. Jedenfalls das, was Brant dafür hält.
Großes Lesevergnügen
Den krummen Wegen seiner hartgesottenen Polizeitruppe zu folgen, ist ein großes Lesevergnügen. Und wem die Geschichte des "Blitz“ bekannt vorkommt, täuscht sich nicht - der Roman wurde von Jason Statham angemessen verfilmt und kürzlich im ZDF ausgestrahlt. Wer ihn gesehen hat, kann überprüfen, um wie viel unterhaltsamer der Roman "Brant“ ist.
(Lore Kleinert)
Ken Bruen, *1951 in Galway/Irland, wo er auch wieder lebt, irischer Autor düsterer und sozialkritischer Kriminalromane
Ken Bruen "Brant"
aus dem Englischen von Len Wanner
Kriminalroman, Polar Verlag 2017, 256 Seiten, 16 Euro, eBook 10,99 Euro