Mick Conefrey
Frauen gehören nach oben
Die geheimen Ticks und Tricks reisender Frauen und Abenteurerinnen
Dass Mick Conefrey eine besondere Art hat, sich dem Reisen zu nähern, haben wir bei der Lektüre von "Wie man bei Windstärke 10 stilvoll eine Tasse Tee trinkt" schmunzelnd erleben dürfen. In diesem Buch begibt sich der Autor dankenswerterweise auf die Spuren reisender Frauen.
Männerdomäne
Eine Bergsteigerin gab dem Buch den Titel ? mit dem Ausspruch "Frauen gehören nach oben" konnte sie Geldgeber bewegen, ihre erste, rein weibliche Achttausender-Expedition zu finanzieren. Entdecker-Reisen von Frauen sind ein Kapitel, das immer noch eher verschwiegen behandelt wird. Wie so viele Leistungen von Frauen: "Bis vor Kurzem waren Expeditionen noch eine Männerdomäne, und jede Frau, die die Dreistigkeit besaß, dieses Monopol anzufechten, handelte sich Schwierigkeiten ein. Heute ist das ein wenig anders. ..."
Europa ist langweilig
Zum Glück, denn Frauen können inzwischen reisen, so viel und wohin sie wollen, müssen sich nicht als Männer verkleiden, um unversehrt in entlegene Ecken dieser Welt zu gelangen. Es gab und gibt jede Menge Abenteurerinnen, die sich ? genau wie ihre männlichen Kollegen ? in der engen häuslichen Umgebung langweilten und lieber die Welt kennen lernen wollten.
Mit all' ihren Tücken und Gefahren selbstverständlich, die um reisende Frauen keinesfalls einen Bogen machen. Lady Hester Stanhope (1776 ? 1839) beispielsweise ließ sich trotz Infizierung mit der Pest vom Reisen nicht abhalten und erklärte: "Europa ist langweilig".
Tollkühn und mutig
Aber warum reisen all diese unerschrockenen Alpinistinnen, Seglerinnen, Fliegerinnen, Wüstenwanderinnen und Asienbegeisterte?
"... schon um zu zeigen, was der Wille einer Frau vermag" war Motiv von Alexandra David Néel, die uns spannende Reisetagebücher aus Asien Anfang des 20. Jahrhunderts hinterließ und immerhin 100 Jahre alt wurde.
Wüsten ? das gilt bis heute ? faszinieren Frauen in besonderer Art. Für viktorianische Frauen waren die heißen und unwirtlichen Gefilde bevorzugtes Reiseziel. Nach Nordafrika oder in den Nahen Osten kam man vergleichsweise schnell.
Mehr Kultur
Die Frauen, die gegen alle Konventionen ihre Abenteuerwünsche durchsetzten, waren hoch gebildet, von Kindheit an exzentrisch, in jedem Falle unerschrocken, tollkühn und hart im Nehmen. Zimperlichkeit ist fehl am Platze, wenn man, wie May French Sheldon (1847 -1936), mit einer Karawane von 150 Einheimischen reist ? als Leiterin!
Frauen ? so erfahren wir von Mick Conefrey ? "zogen warme Gegenden den kalten Gefilden vor ... Liegt es vielleicht daran, dass die heißen Ecken der Erde ... die kulturell reicheren sind?
Nur zum Teil begleiteten sie ihre Männer ? was nicht unbedingt einfacher war, als allein zu reisen. Weshalb das Buch "Tipps für Frauen, die mit schwierigen Männern reisen" bereit hält.
Vergnüglich und kurios
Conefrey versammelt heitere Geschichten von unerschrockenen Schriftstellerinnen, Journalistinnen, Missionarinnen, Exzentrikerinnen und Gipfelstürmerinnen, garniert mit einer kuriosen Sammlung von exotischen Tauschgeschenken, einer Wüstengarderobe mit Schick, einer Anleitung zur Herstellung von Robbenleder, der notwendigen Jurten-Etikette im mongolischen Zelt und wichtigen Hinweisen für den Gang auf den Lokus in der Antarktis.
Eine höchst vergnügliche und anekdotische Lektüre über verrückte und mutige Frauen, von denen wir viel lernen können. Conefrey empfiehlt deshalb ein altes persisches Sprichwort:
"Reisen ist eine Form von Wahnsinn."
(Christiane Schwalbe)
Mick Conefrey, *1953, Bergsteiger und Filmemacher, lebt in Oxford
Mick Conefrey "Frauen gehören nach oben"
Die geheimen Ticks und Tricks reisender Frauen und Abenteurerinnen
Piper Verlag 2012, 272 Seiten, Taschenbuch 8,99 Euro