Preston Norton
Kurz mal mit dem Universum plaudern
Cliff Hubbard wird an der Happy Valley High School nur „der Neandertaler“ genannt, weil er so riesig, fett und ungelenk ist. Er hat keine Freunde, und das Leben im Trailerpark ist seit dem Selbstmord seines älteren Bruders Shane unerträglich geworden.
Gottes Liste
Cliffs Vater ist ein Säufer, der ihn ständig niedermacht, und seine Mutter lässt es zu, ohne einzugreifen, obwohl sie ihn über alles liebt.
Aber niemanden hasst Cliff mehr als den von allen verehrten Quarterback Aaron Zimmerman. Der macht ihm das Leben zur Hölle. Als Aaron nach einem Unfall von einer Nahtoderfahrung erzählt, die mit der abenteuerlichen Behauptung verbunden ist, er habe von Gott eine Liste mit Dingen erhalten, die er erledigen müsse, um die Happy Valley High zu einem besseren Ort zu machen, soll ausgerechnet Cliff ihm helfen. Auch das sei ein Auftrag Gottes.
Die beiden beginnen die Liste abzuarbeiten: Sie besuchen den frustrierten Englischlehrer zu Hause, sie lassen sich auf eine „Predigtbattle“ mit der Sekte von Jesusjüngern an der Schule ein, sie versuchen die Drogendealer der Schule wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Und dann ist da noch ein mysteriöser Computerhacker, der sich HAL nennt und den sie unbedingt finden müssen. HAL droht Chatverläufe und verfängliche Bilder von Schüler*innen und Lehrer*innen zu veröffentlichen – er hasst alle, wie er selbst sagt und scheint zu wissen, warum sich Shane umgebracht hat.
Große Veränderungen
Plötzlich sitzt Cliff nicht mehr allein beim Essen, er hat Freunde gefunden und die Schwester des Chefs der Dealerbande Tegan eröffnet ihm auf ihre eigene raue Weise, dass sie in ihn verliebt ist. „War ja wohl eh kein Geheimnis, dass ich auf deinen Knuddelarsch stehe.“ Eine auch für den Leser überraschende Entwicklung.
Tegan und Cliff haben mit Verletzungen zu kämpfen, die ihnen in der Familie zugefügt wurden - Cliff fühlt sich von der Mutter allein gelassen und Tegans Mutter, ein Junkie, ist direkt nach ihrer Geburt verschwunden. Die vielen kleinen Erzählstränge versucht Norton in der Figur von Cliff zusammenzuführen. Aber das zentrale Problem, das Cliff umtreibt, gerät dabei manchmal in den Hintergrund: Er sucht nach Antwort auf die Frage, warum sein Bruder Suizid begangen hat.
Überraschendes Ende
Die Spannung wird vor allem durch den Computerhacker HAL aufrechterhalten, der immer mal wieder ins Geschehen eingreift. Er hat sogar die Webcams verschiedener Schüler*innen gehackt und nutzt diese Informationen, um Druck auszuüben. Sein Hass scheint grenzenlos und Cliff weiß, dass er, um den Tod seines Bruders zu verstehen, herausfinden muss, wie es zu diesem Hass kam.
Trotz der vielen Nebenschauplätze eine insgesamt spannende Geschichte, in der vor allem HAL eine entscheidende Rolle spielt, der schließlich auch zur Aufklärung des Suizids von Cliffs Bruder beiträgt.
(Iris Knappe)
Preston Norton, *1985, unterrichtete Englisch, betreute Drogenabhängige, lebt in Utah/USA.
Preston Norton „Kurz mal mit dem Universum plaudern“
Aus dem amerikanischen Englisch von Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Hanser Verlag 2022, 448 Seiten, 18 Euro
eBook 13,99 Euro
Ab 14 Jahren