Michael Gerard Bauer
Dinge, die so nicht bleiben können
LUCHS-Preis von ZEIT und Radio Bremen Februar 2021
„Ich kriege das Bild aus dem Ausweis und den Namen darauf nicht aus dem Kopf. Den ganzen Tag über habe ich versucht ein Puzzle namens Frida zusammenzusetzen, aber jetzt ist es völlig auseinandergefallen, und es gibt all diese neuen Teile – Teile, von denen ich dachte, sie würden zum Bild einer anderen Person gehören.“
Das perfekte weibliche Wesen
Sebastian und sein Freund Tolly wollen sich am Tag der offenen Tür in einer Universität informieren. Tolly hat einen klaren Plan, was er sich anhören will, er weiß, was er fragen wird und hat den Tag für sich ziemlich detailliert durchdacht. Sebastian hingegen stolpert mehr oder weniger zufällig in eine Veranstaltung für Stadtplaner, dort trifft er „das perfekte weibliche Wesen“. Natürlich ist er wieder mal nicht spontan genug, natürlich fallen ihm die guten Witze erst später ein und natürlich traut er sich nicht, sich mit ihr für's Kino zu verabreden. Dabei hat sie ihm erzählt, dass „Casablanca“ gezeigt wird, den Film will sie unbedingt sehen.
Unverhoffte Rettung
Aber er geht hin, wartet im Kino auf sie, in der Hoffnung, dass sie auch kommt, und steht ziemlich verloren im Foyer herum. Sie taucht auch auf, allerdings mit einem Freund, der wie ein Model aussieht – es droht peinlich zu werden. Da platzt plötzlich ein Mädchen dazwischen, Frida. Sie rettet ihn aus der peinlichen Situation, ist schlagfertig, witzig und originell. Aber ihre Geschichten widersprechen sich, irgendetwas stimmt da nicht. Sebastian und Frida verbergen etwas voreinander, erzählen nicht wirklich, was mit ihnen los ist, sind vorsichtig und zucken zurück, wenn der andere einen Schritt zu weit geht. Die Freundschaft beginnt kompliziert.
Er erzählt Frida schließlich vom Tod seines Bruders. Als er mehr von ihr wissen will, läuft sie erstmal weg. Bei ihr sitzen Schmerz und Verletzung aufgrund ihrer Familiengeschichte noch tiefer; sie will sich nur weiter auf ihn einlassen, wenn er einem Hinweis nachgeht, der sich auf eine ihrer widersprüchlichen Geschichten zu ihrer Kindheit bezieht.
Ein unterhaltsamer Schlagabtausch
Es passiert nicht sehr viel in diesem Buch, dennoch ist es spannend zu lesen, vor allem das Geplänkel zwischen den beiden Jungs ist witzig. Bauer hat einen speziellen Humor und beschreibt sehr pointiert das Hin und Her zwischen Sebastian und seinem besten Freund Tolly; die zwei haben ein besonderes Motto, das an den Film „The Big Lebowski“ angelehnt ist: „Diese Dinge können so nicht bleiben“ - wann immer sie mit etwas konfrontiert werden, von dem sie glauben, dass es nicht unwidersprochen bleiben kann. Es geht um den Gleichklang in der Freundschaft von zwei sehr unterschiedlichen Jungs und darüber hinaus um Vertrauen und Ehrlichkeit.
Fridas Geheimnis wird den Leser*innen erst nach und nach enthüllt. Eine spannende Coming of Age Geschichte, die von einem einzigen Tag erzählt, an dem Frida und Sebastian Vergangenes aufarbeiten und zueinander finden können.
(Iris Knappe)
Michael Gerard Bauer, *1955 in Brisbane, australischer Schriftsteller, sein Debütroman „Running Man“ war für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
Michael Gerard Bauer „Dinge, die so nicht bleiben können“
aus dem Englischen von Ute Mihr
Hanser Verlag 2021, 224 Seiten, 15 Euro
eBook 11,99 Euro
ab 13 Jahren