Sarah Weeks
Aurora und die Sache mit dem Glück
„Ich wollte Lindsey sagen, dass ich a) dank ihr keine geblümten Unterhosen mehr trug und b) nie vorgehabt hatte, sie jemandem zu zeigen.“ Aurora ist ein bisschen sonderbar, finden ihre Mitschüler*innen.
Das Glückskind
Die Mutter hat sie schon zu mehreren Psychologen geschleppt und macht sich ständig Sorgen. Aber das mit den Unterhosen war nun wirklich ein Versehen. Auch Aurora selbst hat das Gefühl, anders zu sein, sie sitzt in den Pausen meist allein rum. Ihr Hund Duck ist ihr einziger wirklicher Freund. Verstärkt wird dieses Gefühl, weil Auroras Mutter ihr ständig Geschichten von Heidi, die ihre Eltern als Pflegekind großgezogen haben, erzählt. Sie sei ein Glückskind gewesen und habe Lebensfreude und Heiterkeit in die Familie gebracht, und nur deshalb sei Aurora geboren worden. Doch Aurora fühlt sich ganz und gar nicht glücklich; Heidi soll zu Besuch kommen, die Mutter ist ganz aufgeregt und stürzt sich in die Vorbereitungen.
Verlorener Freund
Kurz vor dem Besuch bricht auf dem Dachboden ein Feuer aus. Zu allem Unglück ist auch noch Duck verschwunden. Die Eltern mutmaßen, das Feuer könnte Auroras Schuld sein, unter ihrer Matratze war ein Feuerzeug versteckt. Sie ist empört, dass die Mutter so etwas auch nur denken kann. Ausgerechnet jetzt ist Duck nicht da, um sie zu trösten. Gemeinsam mit ihrer Klasse startet sie eine Suchaktion nach ihrem Hund. Heidi kommt natürlich trotzdem und bekommt die volle Aufmerksamkeit der Mutter. Aurora fühlt sich ausgeschlossen und allein.
Gestörter Familienfrieden
Sarah Weeks setzt mit Aurora die Geschichte aus ihrem Roman „So B. It“ indirekt fort. Die Hauptfigur Heidi, damals ein Mädchen mit einer geistig behinderten Mutter, ist inzwischen erwachsen und selbst schwanger. Sie ist es, die jetzt Auroras Familienfrieden stört.
Das Wort „Soof“, das zwischen ihr und ihrer Mutter für Liebe stand, ist zum Titel der englischen Originalausgabe von „Aurora und die Suche nach dem Glück“ geworden. Aurora hat lange an Soof geglaubt. Sie kennt die 23 Wörter, die Heidis behinderte Mutter sprechen konnte, auswendig. Eigentlich sollte sie nicht an der Liebe ihrer Eltern zweifeln, aber manchmal liegt Soof direkt vor einem und man erkennt es nicht.
Mit Aurora erfindet Weeks erneut eine besondere Heldin, die lernen muss, mit den ganz normalen Ängsten der Kindheit umzugehen. Liebe, Nähe und Vertrauen der Eltern sind zwar vorhanden, aber sie braucht immer neue Bestätigungen dafür.
Der Autorin gelingt es auch in diesem Buch, den Unsicherheiten und Gefühlen von Jugendlichen nachzuspüren; Aurora merkt plötzlich, dass sie zu ungeahnten Handlungen fähig ist, die sowohl ihre Mutter als auch sie selbst überraschen. Damit wird der Weg aus der Isolation frei, und durch einen glücklichen Zufall finden sie sogar Duck wieder.
(Iris Knappe)
Sarah Weeks, *1955 in Michigan, USA, Autorin zahlreicher preisgekrönter Romane, schreibt seit mehr als zwanzig Jahren Kinderbücher, besucht Schulen, gibt Schreibworkshops für Kinder und Erwachsene und unterrichtet Kreatives Schreiben; sie lebt im Bundesstaat New York.
Sarah Weeks „Aurora und die Sache mit dem Glück“
aus dem amerikanischen Englischen von Brigitte Jakobeit
Hanser Verlag 2022, 160 Seiten, 15 Euro
eBook 10,99 Euro
Ab 10 Jahren