Tom Hunt
Essen für die Zukunft
Ein "Kochbuch für die Zukunft" lockt nicht nur mit Rezepten, sondern will auch Bewusstsein schaffen für einen anderen Umgang mit Lebensmitteln: ökologisch, sparsam, mit wenig Abfall, fair produziert, möglichst Pflanzenkost, regional und saisonal und vor allem: nicht industriell verarbeitet.
Root to fruit
Als Koch, der bei großen britischen Musikfestivals Tausende von Festivalbesuchern verköstigt, als Schriftsteller und Gegner von Nahrungsmittelverschwendung hat Tom Hunt mehr als genug Erfahrungen gesammelt, also versorgt er Leserinnen und Leser zunächst mal mit einer ordentlichen Portion Information über ein Null-Abfall-System, über nachhaltige Landwirtschaft und Fair-Trade-Produkte. Seine Rezepte folgen dem Root-to-fruit-Prinzip, also von der Wurzel bis zur Frucht möglichst alles zu verwerten – und kaum noch Abfall zu erzeugen.
Übrigens beginnt man mit der Lektüre dieses Kochbuchs am besten von hinten – beim Root-to-fruit-Vorratsschrank mit grundlegenden Zutaten der Hunt-Küche: Algenbrühe, Aquafaba, eine Flüssigkeit, die beim Kochen von Hülsenfrüchten entsteht und als Bindemeittel dient, selbstgemachtes Umami-Pulver, Kombucha, Miso aus Kichererbsen, Gerstenwasser und Holunderblütensirup.
Gern angekohlt
Wer Tom Hunt und seine Art zu kochen kennenlernen will, ist mit diesem Buch genau richtig – aber man sollte sich Zeit nehmen für die Lektüre, ehe man die Rezepte ausprobiert. Denn dabei gibt es so manche Überraschung: Tom Hunt nutzt Wildpflanzen und liebt z.B. das Aroma von Verbranntem – bei Tomaten oder Radicchio aus dem Ofen, auch halbierte Pflaumen lässt er gern ankohlen oder Frühlingszwiebeln, und sein Quinoa-Salat hat ebenfalls Raucharomen. Das muss man mögen – oder kennenlernen. Ungewohnte Zubereitungen bringen neue Geschmackserlebnisse. Und wer es nicht ganz so schwarz mag, nimmt das Gemüse eben früher aus dem Ofen.
Aromen kombinieren
Hunt liebt Fusion, also die Kombination herkömmlicher mit exotischen Aromen und Gewürzen – der peruanische Salat mit rohem Fisch ist Vorbild für sein Cevice von Sommergemüse und Bhel Puri ist ein traditioneller Straßensnack aus dem indischen Mumbai. Hunt serviert ihn saisonal mit Rote Bete und Apfel. Dal mit gelben Linsen und Rote-Bete-Blättern kommt aus Neu-Delhi, Musabaha ist eine Version des bekannten Hummus aus verschiedenen Hülsenfrüchten und die italienischen Farinata (Fladen) macht er nicht aus Kichererbsenmehl, sondern aus Quinoa.
Gleich drauflos kochen ist auch nicht die Empfehlung von Tom Hunt, der auffordert, zunächst genau zu überlegen, was zum Beispiel eine gute Suppe ausmacht, wenn Zutaten aufgebraucht werden müssen, und sie doch nicht aufgewärmt schmecken soll. Außerdem erzählt Hunt zu jedem Rezept entweder eine kleine persönliche Geschichte oder die einer Zutat, am liebsten beides. Lesen lohnt sich.
Nachhaltig und klimafreundlich
Ein ungewöhnliches Kochbuch mit Rezepten für Morgenmahlzeiten, Festmahle und Familienfeiern, schnelles Slow Food, fantasievolle Salate. Auch das gibt Tom Hunt allen Hobbyköchen mit auf den Weg: Kochen mit Fantasie statt am Rezept zu kleben, eigene Variationen ausprobieren und neue Gemüsekombinationen entdecken. "Essen für die Zukunft" ist ein ganz und gar veganes Kochbuch und folgt dem Trend, nachhaltig und damit umweltbewußt und klimafreundlich zu kochen.
(Christiane Schwalbe)
Tom Hunt, preisgekrönter englischer Koch mit seinem Restaurant "Poco" in Bristol, gekürt zum »Best Ethical Restaurant«, Schriftsteller und Bekämpfer von Nahrungsmittelverschwendung
Tom Hunt "Essen für die Zukunft"
Mit über 80 Rezepten: pflanzlich, abfallfrei, klimaschonend
aus dem Englischen von Alexandra Titze-Grabec
Dumont Buchverlag 2020, 240 Seiten mit ca. 80 Fotos und Illustrationen, 36 Euro