Horst Eckert
Schattenboxer
1991: Der Präsident der Treuhandgesellschaft, zuständig für die volkseigenen Betriebe der ehemaligen DDR, wird erschossen. Ein Schuldiger aus der linksradikalen Szene, Musiker in einer Band, wird anhand von Indizien – ein paar Haaren - rasch überführt.
Späte Zusammenhänge
Dreiundzwanzig Jahre später ermittelt der Düsseldorfer Hauptkommissar Vinzent Che Veih in einem ganz anderen Fall: Eine Frau wurde bestialisch gefoltert und ermordet und ausgerechnet auf dem Grab einer anderen jungen Frau abgelegt. Pia Ziegler hatte sich das Leben genommen, nachdem sie schwer verletzt worden war. Den Angreifer hatte sie identifiziert, und ihr Onkel, ein Polizist, hatte die Beweise sichergestellt.
Neue Zeugen
Doch nun wird das Verfahren neu aufgerollt, denn es gibt eine Zeugin, die den vermeintlichen Täter entlastet, und in der Initiative für seine Freilassung laufen die Fäden, die die Fälle verbinden, zusammen, spätestens, wenn eine weitere junge Frau verschwindet.
Vinzent Veih muss nicht nur einem Serienmörder auf die Spur kommen, sondern auch die höchst dubiosen Methoden seiner Kollegen untersuchen – und seine eigene Geschichte holt ihn wieder einmal ein. Seine Mutter, die im Deutschen Herbst als Terroristin verurteilt worden ist, hat ein Buch über ihr Leben veröffentlicht, und der Kommissar, der bei seinem Großvater aufwuchs, ist erneut mit der Szene, in der sie sich damals bewegte, konfrontiert.
Kompliziertes Geflecht
Ein komplexes und durchaus auch kompliziertes Geflecht, doch Horst Eckert verbindet die verschiedenen Handlungsstränge zu einem spannenden Thriller, der die Arbeit der Düsseldorfer Kriminalpolizei treffend schildert und zugleich die Verstrickung der Geheimdienste in die Terrorakte der RAF und anderer Gruppierungen, den Opportunismus vieler Sympathisanten und Mitläufer, die damals noch kaum bekannten Verbrechen der Kriegsgeneration.
Macht der Vergangenheit
Weil sein Kommissar ein Mensch mit Widersprüchen und Zweifeln ist, ist er gut geeignet, seine Schlüsse aus den Mustern zu ziehen, die sich im Laufe der Ermittlung zeigen – als junger Polizist war er es, der die Beweise gegen den vermeintlichen Mörder des Treuhandpräsidenten fand, und die Versuche, ihn einzuschüchtern, bewirken das Gegenteil.
Ein gut komponierter deutscher Politkrimi, der sich der Macht der Vergangenheit und der Herausforderungen der Gegenwart bewusst ist.
(Lore Kleinert)
Horst Eckert *1959 in Weiden/Oberpfalz, Journalist und Schriftsteller, lebt in Düsseldorf
Horst Eckert "Schattenboxer"
Wunderlich 2015, 400 Seiten, 19.95 Euro
eBook 16,99 Euro, AudioCD 14,95 Euro