Tim Parks
Die Duckworth Trilogie:
Der ehrgeizige Mr. Duckworth - Mister. Duckworth wird verfolgt - Mr. Duckworth sammelt den Tod
"Und war es nicht verdammt ungerecht, dass so ein verdruckster, pickliger Miesepeter mit derartig viel Macht und Reichtum ausgestattet war? Diese Ironie des Schicksals weckte in Morris stets maßlosen, unversöhnlichen Groll" - und dieser Groll auf die vom Schicksal Bevorzugten ist Morris Duckworth bevorzugte Gemütslage.
Skrupelloser Anfänger
Zum Glück verliebt sich seine reichste und unbedarfteste Schülerin in den stets gut – und zu teuer – gekleideten gescheiterten Cambridge-Studenten, der sich, nachdem ihn die Uni rauswarf, in Verona als Englischlehrer durchschlägt. Als Massimina Trevisan ihrer Familie davonläuft, beginnt eine atemberaubende Geschichte mit Erpressung und Flucht quer durch Italien, die mit Mord enden wird, denn der ehrgeizige Mr. Duckworth ist fest entschlossen, das Blatt seines Lebens zu wenden, britisch kühl und mit dem unglaublichen Glück des skrupellosen Anfängers:
" ... das Einzige, was ihm die letzten zwei Jahre gebracht hatten, war die Fähigkeit, nahezu perfekt Italienisch zu sprechen. Was allerdings eine eigenartige neue Freiheit im Denken mit sich gebracht hatte. Als ob er gewissermassen entgleist wäre."
Absolut gewissenlos
Als Tim Parks diesen Roman 1983 schrieb, in den Zeiten vor Emails oder Handys, hatte er bereits sechs Romane verfasst, und der Erfolg ließ auf sich warten - als ziemlich frustrierter Englischlehrer in Italien erfand er einen Englischlehrer, der auf der deutlichen Spur von Patricia Highsmith‘ bösartigem Helden Tom Ripley zwischen größter Bewunderung für sich selbst und der mitunter blitzartigen Einsicht mäandert, nichts als "ein verzweifelter, immer hinter seinen Ansprüchen hinterherhinkender Möchtegern" zu sein – und diesen Konflikt löst, indem er absolut gewissenlos agiert.
Eine Parodie zwar, aber wie Parks das italienische Ambiente der Wohlhabenden beschreibt, ist bissig, treffend und sehr böse, denn fast alle, deren Wege Morris kreuzt, fallen auf ihn herein.
Kein böses Ende
Er kann sich ungehindert in die gute Gesellschaft Veronas einschleimen, ein Parvenu, der sich nicht für das Land interessiert und umso unbefangener die Klischees nutzt. So einer nimmt kein böses Ende - die Leser müssen sich keine Sorgen machen: Tim Parks hat eine Zuneigung zu seinem verqueren Helden entwickelt und als mittlerweile erfolgreicher Autor zwei Folgebände geschrieben, die der Kunstmann-Verlag in schneller Folge nachschiebt, pünktlich zur Sommerzeit: Nach dem Ableben der schönen Massimina entwickelt nämlich ihre Schwester Paola eine Zuneigung für Morris‘ spezielle Form von Gerissenheit,
"seine seltsame Förmlichkeit und Zurückhaltung, die sie 'irre antörnend' fand (und wahrscheinlich typisch englisch), in ihren Augen also exotisch, ohne zu begreifen, was Morris nur allzu schmerzlich bewusst war, dass die Angelsachsen von Natur aus nämlich ein ungehobelter und gewalttätiger Haufen waren."
Für Italienliebhaber
Und als sich auch Paola als "Fehler" herausstellt, ein Fehler, der auf Duckworth’sche Weise aus der Welt geschafft wird, ist der Weg für Morris offen, an der Seite der dritten und ältesten Trevisan-Schwester im Berlusconi-Land zum Vorstand des Familienimperiums aufzusteigen – bis sein Groll wieder einmal erwacht, als er auf unerwartete Hindernisse stößt und seine Vergangenheit ihn einholt.
Ein bösartig-komischer Dreiklang mit dramatischer Zuspitzung, in keiner Weise plausibel, aber umso unterhaltsamer – sehr geeignet für Italienliebhaber und -urlauber!
(Lore Kleinert)
Tim Parks *1954 in Manchester, Autor von Romanen und Sachbüchern, lebt seit 1981 in Italien
Tim Parks - Die Duckworth Trilogie:
"Der ehrgeizige Mr. Duckworth" - "Mr. Duckworth wird verfolgt" -
"Mr. Duckworth sammelt den Tod"
Kunstmann Verlag 2015, jeweils 16.95 Euro
eBook jeweils 13,99 Euro
"Mr. Duckworth sammelt den Tod" ist ab dem 09.09. 2015 lieferbar!