William McIlvanney
Die Suche nach Tony Veitch
Eine Jack Laidlaw Ermittlung
Jack Laidlaws arbeitsfreies Wochenende findet ein jähes Ende als er ans Sterbebett eines stadtbekannten Säufers gerufen wird, doch für den Detective Inspector der Glasgower Mordkommission ist es die Erlösung von einem langweiligen Essen bei seiner Frau.
Besondere Tugenden
Aus den letzten Worten Eck Adamsons schließt Laidlaw, dass er nicht an Alkoholvergiftung starb, sondern planvoll vergiftet wurde, und er macht sich auf die Suche, obwohl es kaum Anhaltspunkte und keine Unterstützung gibt. William McIlvanneys legendärer Ermittler Laidlaw, vierzig Jahre alt und Vater dreier Kinder, hat besondere Tugenden, die sich in diesem zweiten Roman wunderbar entfalten:
Für das Leben
Er ist zäh bis zur Selbstaufgabe, angetrieben von einer grenzenlosen Wut auf das Unrecht in der Welt, und er ist nicht bereit, Menschen in weniger oder mehr wertvolle Exemplare einzuteilen, sondern wild entschlossen, "der Sinnlosigkeit des Lebens mit der Sorge füreinander zu trotzen" – denn, so sein Credo: "Das ist es, was uns adelt." Seine Ehe hält er nur noch mit Mühe aufrecht und ist dennoch bestürzt, dass er seine Frau regelmäßig und mit Freude betrügt – ein widersprüchlicher Held aus einem der ärmeren Viertel Glasgows, der seine Stadt bestens kennt.
Schattengesellschaft
Mit ihm lernen wir die Strukturen der Glasgower Bürger- und Schattengesellschaft kennen, mit ihren Banden, ihren Bossen und Hierarchien, und der verschwundene Student Tony Veitch erweist sich als unsicheres Bindeglied zwischen dem Mord am verlorenen Säufer Adamson und dem Tod eines Gangsters – doch was wirklich dahinter steckt, fügt sich nur langsam zu einem Bild zusammen.
Mit klarem Blick
Laidlaw ist schließlich der einzige, der sich nicht den Blick vernebeln lässt, weil er die unterschwelligen, geheimen Loyalitäten nicht auf sich beruhen lässt, sondern als feige Abhängigkeiten attackiert – etwa wenn er Tony Veitchs Mitstudenten Gus seine intellektuelle Arroganz und Gefühllosigkeit um die Ohren haut. Schließlich ist seine Stadt Glasgow
"keine anonyme Stadt, sondern eine der Nähe, die trotz der Weitläufigkeit ihrer Elendsviertel so geräumig erschien wie ein Bus in der Rushhour…Man konnte nie wissen, wann der nächste Einbruch in die eigene Privatsphäre kam."
Schlangestehen im Regen
Ermittler Laidlaw geht keinem dieser Einbrüche aus dem Weg und setzt dabei sein eigenes Leben aufs Spiel – und seiner Stadt ein Denkmal, denn er sieht auch ihre "Freudensprünge", die Lebendigkeit, die ganz alltägliche Verhältnisse zum Tanzen bringt und sogar das Schlangestehen im Regen zum besonderen Vergnügen machen kann. Aber erst, wenn der Mord, der niemanden außer ihm wichtig ist, aufgeklärt ist.
(Lore Kleinert)
William McIlvanney *1936 in Kilmarnock, Schottland, Lehrer und Schriftsteller, lebt in Glasgow
William McIlvanney "Die Suche nach Tony Veitch"
Eine Jack Laidlaw Ermittlung
"The Papers of Tony Veitch" übersetzt von Conny Lösch
Verlag Antje Kunstmann 2015, 320 Seiten, 19.95 Euro
eBook 15,99 Euro
Weiterer Buchtipp zu William McIlvanney
"Fremde Treue"