Jürgen Petschull
Der letzte Tanz im Paradies
Ein historischer Thriller aus der deutschen Südsee
Bismarck-Archipel? Neu-Mecklenburg? Neu-Pommern? Deutschland in der Südsee? Jawohl, das war einmal ? Deutsch-Neuguinea, Ende des 19. Jahrhunderts zu Kaisers Zeiten deutsches "Schutzgebiet", wie man es damals nannte, in der Südsee.
Historischer Thriller aus der deutschen Südsee
Lange gehalten hat die Kolonie nicht: Zu Beginn des ersten Weltkriegs war schon wieder Schluss mit der deutschen Überseeherrlichkeit. In diesem schmalen Zeitfenster spielt ein historischer Thriller-Schmöker, den der Bremer Autor Jürgen Petschull geschrieben hat.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Deutschen in dieser abgelegenen Weltgegend nicht nur mit Kokos und Palmöl gehandelt, sondern auch missioniert: Man wollte die eingeborenen "Menschenfresser" zu gottesfürchtigen Christen umerziehen.
Kokos, Palmöl und Missionare
In diese farbige Kulisse stellt Petschull, der den Bismarck-Archipel von früheren Reportagereisen her kennt, seinen spannenden Roman "Der letzte Tanz im Paradies". Der junge Naturforscher Kleine und der Handelsbevollmächtigte Kolber fahren auf Weisung des Hamburger Kaufmanns Godeffroy nach Neupommern. Mit von der Partie ist auch die Missionsschwester Anna, die in der Südsee auf ein neues Leben hofft. Während die beiden Männer aus Hamburg eine Diamantenmine auskundschaften sollen, die das Haus Godeffroy auszubeuten gedenkt, findet Anna die Liebe ihres Lebens. Das Diamantengeschäft aber wird immer fragwürdiger...
Historie und Fiktion
Einige Personen in Petschulls Roman hat es tatsächlich gegeben. Die Handlung ist Fiktion, so üppig mit dem historischen Lokalkolorit ausgestattet, dass man als Leser das Gesumm der Malariamücken genauso zu hören meint wie das Säbelrasseln der Kolonialregierung. Der Autor zeigt die Politik der Schutzmacht, die brutale Strafexpeditionen in die Eingeborenendörfer unternimmt, wann immer sich Widerstand regt. Erschießungskommandos des neupommerschen Polizeikommandanten sind an der Tagesordnung.
Süffiger Lesestoff
Petschull erzählt aber auch von der menschenverachtenden Haltung der weißen Missionare. Das alles ist detailreich und gründlich recherchiert und überaus fesselnd geschrieben, süffiger Lesestoff für lange Herbstabende über ein fast vergessenes Kapitel deutscher Geschichte.
Ein Buch, das sich auch wunderbar als Geschenk eignet: für Menschen, die es lieben, im Lesesessel in historische Abenteuer zu starten.
(Gabi von Alemann)
Jürgen Petschull *1942, Duisburg, Reporter für Stern, Geo und Schriftsteller, lebt in Bremen u. Oste
Jürgen Petschull "Der letzte Tanz im Paradies"
Ein historischer Thriller aus der deutschen Südsee
Osburg Verlag 2009, 504 Seiten, 22,90 Euro, Piper Taschenbuch 9,95 Euro