Leon de Winter
Das Recht auf Rückkehr
Wer den Autor kennt, weiß: De Winter ist immer für eine spannende Idee gut. Tel Aviv im Jahre 2024 heißt diesmal die Idee. Israel in den Grenzen von heute existiert nicht mehr; das Land ist zu einem schmalen Stadtstaat-Streifen zusammengeschrumpft. Wer irgend kann, verlässt das Land; zurück bleiben die Alten, die sich einen Neuanfang nicht mehr zutrauen.
Autor mit spannenden Ideen
Einer, der wieder in Tel Aviv lebt, ist Bram Mannheim, ein ehemaliger Princeton-Professor Mitte der Fünfzig, der seinerzeit aus Karrieregründen in die USA ging und aus Gründen eines schwierigen persönlichen Schicksals zurückgekommen ist. Sein kleiner Sohn Bennie verschwand seinerzeit spurlos. Nie konnte geklärt werden, ob das Kind entführt wurde oder einem Unfall zum Opfer fiel.
In Israel fährt Bram nun Rettungswagen und kümmert sich in seiner Freizeit um seinen alten Vater und um das Aufspüren verschwundener Kinder. Für diesen Job muss er manchmal die Grenze überqueren. Der Übergang ins Palästinensergebiet bedeutet immer nervenzerrende Anspannung.
Politisch brisante Aussagen
Dann gibt es, nach einer kurzen Periode der Ruhe, wieder eine Selbstmordattentat-Serie im kleinen Israel. Und Bram, der Rettungssanitäter - eine übrigens keineswegs immer sympathisch gezeichnete Figur - entdeckt, wer hinter den Anschlägen stecken könnte und was sie mit seinem eigenen Leben zu tun haben.
Leon de Winters Romane haben häufig einen Thriller-Touch, der mich stundenlang im Lesesessel festhält. So auch hier: "Das Recht auf Rückkehr" ist rasant geschrieben und jongliert mit politisch überaus brisanten Thesen.
In der zweiten Hälfte des Buches steigert sich das Tempo stark. Obendrein kommen weder die Vater-Sohn-Geschichte(n) noch die Liebesgeschichte(n) zu kurz, de Winter schreibt präzise, anrührend und nicht ohne grimmigen Humor. Spannende Idee – hoch spannend umgesetzt, ganz bestimmt eines der besten Bücher von Leon de Winter.
(Gabi von Alemann)
Leon de Winter *1954, niederländischer Schriftsteller jüdischer Herkunft
Leon de Winter, "Das Recht auf Rückkehr"
Diogenes 2009, 4. Auflage, 550 Seiten, Taschenbuch, 12,90 Euro