Uwe Jean Heuser, Deborah Steinborn
Anders denken!
Warum die Ökonomie weiblicher wird
Mehr Frauen braucht das Land! Im Vergleich zu anderen Ländern der EU fehlen in Deutschland 95.000 Ingenieure/-innen und 400.000 Akademiker/-innen anderer Fachrichtungen. Bei der wirtschaftlichen Gleichberechtigung der Frauen hinkt Deutschland zur Zeit noch weit hinterher.
Männerökonomie
Die klassische ökonomische Denken war (und ist) von Männern geprägt, dominiert und verteidigt. Männer suchen mit hoher Risikobereitschaft nach maximalem Nutzen und vergeuden viel Zeit in Macht- und Hierarchiekämpfen, die zwar – um sich paaren zu können - zur biologischen Entwicklung der Tierwelt und in die menschliche Frühzeit passen, aber im 21. Jahrhundert fehl am Platz sind.
Frauen an die Macht
Frauen führen anders, fördern Kooperation, Teamgeist und Weiterbildung und folgen ihrer Intuition. Zugespitzt fassen die Autoren es so zusammen: Frauen dienen der Sache, Männer der Macht. Frauen fällen sozialere Entscheidungen als Männer, ein ausgewogenes Verhältnis in den Führungsetagen hat deshalb auch ökonomische Vorteile und macht Betriebe weniger krisenanfällig. Das belegen die Autoren mit vielen Beispielen aus Amerika, Europa und dem krisengeschüttelten Island.
Natürlich Chef
Männer als Chefs – eine Selbstverständlichkeit. Frauen müssen ihre Leitungskompetenz immer neu unter Beweis stellen. Dabei unterschätzen Frauen ihre Fähigkeiten häufiger als Männer und empfinden es als unangenehm, ihre Qualifikationen hervorzuheben. Männer haben damit weniger Probleme. Also muß weibliches Selbstbewußtsein so früh wie möglich aufgebaut werden, fordern die Autoren und stellen fest: Für Frauen in Deutschland ist der Heiratsmarkt immer noch lohnender als der Arbeitsmarkt.
Politische Rahmenbedingungen
Aber der Staat behindert die Frauen. Die Politik unterstützt Teilzeitarbeit und fördert Kitas, konterkariert das aber mit dem Betreuungsgeld und hält damit indirekt am sozialen Auslaufmodell 'Kinder statt Karriere' fest. Es fehlen nicht nur Ganztagsschulen, sondern eine umfassende und zielgerichtete Frauen- und Familienpolitik, die die besonderen Fähigkeiten von Frauen ernst nimmt und einsetzt. So können mittelfristig andere Strukturen in Unternehmen geschaffen werden.
Oder um es mit IWF-Chefin Christine Lagarde zu sagen: "Wenn Lehman Brothers ein wenig mehr Lehman Sisters gewesen wäre, hätte die Finanzkrise nicht so ein tragisches Ausmaß angenommen".
Anders denken!
Das Buch belegt mit vielen Beispielen und Argumenten, dass die wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen längst überfällig ist, und liefert hilfreiche Denkansätze gegen das "Heimchen am Herd". Dass Mann und Frau bei diesen Themen nicht immer einer Meinung sein können, gehört dazu. Auch die beiden Autoren gestehen, dass sie nicht immer die gleiche Position vertreten.
(Peter Ehrenfried)
Uwe Jean Heuser, Deborah Steinborn "Anders Denken!"
Warum die Ökonomie weiblicher wird
Hanser Verlag 2013, 252 Seiten, 19,90 Euro,
eBook 15,99 Euro