Michael Pollan
Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte
Goldene Regeln für eine gute Ernährung
Wenn Sie dieses Buch von Michael Pollan gelesen und sich über die ungemein vergnüglichen und witzigen Illustrationen von Maira Kalman gefreut haben, dann werden Sie notgedrungen wohl mal Kühlschrank und Vorratskammer inspizieren und vermutlich eine Menge Überraschungen erleben – es sei denn, Sie sind ein Gesundheitsjunkie und ernähren sich streng nach ökologischen Gesichtspunkten.
Zutaten aus dem Chemielabor
Zu diesen Überraschungen gehören Zutaten, die Sie auf den ersten Blick nicht (er)kennen: Xanthan, Ammoniumsulfat, Zellulose, Calciumpropionat, ethoxylierte Diglyceride, Glutamat, Maltol, Lactate und Zucker, immer wieder Zucker in allen nur möglichen Ausprägungen und Namensgebungen.
Diese Zutaten aus dem Chemielabor, gekennzeichnet mit E-Nummern, sollen Fertigprodukten Konsistenz, Geschmack und Aroma geben, weil sie durch industrielle Herstellung komplett denaturiert wurden: Es sind sogenannte Nahrungsmittel, die "Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte", weil es sich um "essbare, nahrungsähnliche Substanzen" handelt, die man besser im Supermarktregal stehen lässt.
Mittel zum Leben
Der Journalist und Professor Michael Pollan kritisiert mit seinen Büchern seit geraumer Zeit die Nahrungsmittelindustrie und plädiert für echte Lebens-Mittel. Die kommen nicht aus Kartons, Tüten, Plastikverpackungen oder Dosen. Lebens-Mittel, die diesen Namen verdienen, sind frisch und werden frisch gekocht. Das ist wohl die wichtigste und einfachste der goldenen Regeln, denn dann ernährt man sich gut und gesund - erst recht, wenn zwischen Feld und Gabel nur kurze Wege liegen.
Gesunder Menschenverstand
Pollans Regeln sind weder wirklich streng noch unangenehm belehrend. Es sind - für unsere Großmütter noch ganz selbstverständliche - Faustregeln, die unseren gesunden Menschenverstand wieder schärfen können, der angesichts des jährlich um 17 000 neue Produkte anwachsenden Angebots industriell gefertigter Nahrungsmittel verloren zu gehen droht.
Gesunder Genuss
Also: lesen Sie mit Genuss dieses wunderbar illustrierte Büchlein mit den ganz und gar undogmatisch formulierten Regeln, "essen Sie bunt", möglichst pflanzlich, "Tiere, die selbst gut gegessen haben"; "Trinken Sie das Spinatwasser mit" und "machen Sie sich ein paar Gedanken darüber, wo Ihr Essen herkommt." Und: "Brechen Sie ab und zu die Regeln."
Dann ist Essen angesichts überbordender (und sich ständig verändernder) wissenschaftlicher Ernährungsratschläge überhaupt nicht mehr kompliziert, und Sie finden den Weg zurück zum Spaß an Lebens-Mitteln, die aus der Natur und nicht aus der Fabrik kommen.
(Christiane Schwalbe)
Michael Pollan "Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte"
Goldene Regeln für eine gute Ernährung
Mit Illustrationen von Maira Kalman, aus dem Englischen von Rita Höner
Verlag Antje Kunstmann April 2013, 220 Seiten, 18 Euro
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