Frank Schätzing
Breaking News
Er hat uns die überaus bedrohlichen Geheimnisse der Weltmeere und die möglichen Energiequellen des Welltalls vorgeführt, er hat bewiesen, dass er den Nerv seiner Leserschaft zu treffen und sich brilliant zu vermarkten versteht, und er braucht mindestens 1000 Seiten, um sich zu entfalten.
Explosive Mischung
Dieses Limit hat Frank Schätzing in seinem neuen Thriller allerdings geringfügig unterschritten, ansonsten gilt auch für "Breaking News": Ausgiebige Recherchen, eine Unmenge an Fakten, mindestens zwei Erzählstränge, eine (allzu) schnoddrige Sprache der schnellen Dialoge und die explosive Mischung aus Fakten und Fiktion, die er diesmal im Nahen Osten ansiedelt – in einer Region also, die seit Jahrzehnten als Pulverfaß gilt.
Familiengeschichte
Ariel Scharon und die Geschichte seiner Familie über vier Generationen hinweg – das ist der eine Erzählstrang; die Arbeit des Reporters Tom Hagen, der nur aus Krisengebieten berichtet, der andere. Hagen hat bei einem riskanten Einsatz in Afghanistan den Tod einer Volontärin zu verantworten und bekommt keine Aufträge mehr. Zufällig fallen ihm in Israel ein paar CDs mit angeblich höchst geheimen Informationen in die Hände, aus denen er eine brisante Verschwörungstheorie entwickelt. Aber was er da zusammenfantasiert, ist die Wahrheit.
Populäre Mischung
Schätzing mischt alle Elemente eines populären Thrillers: Der Reporter, der immer nur die Top-Nachricht liefern will, die attraktive Agentin, mit der ihn eine Affäre verbindet, Sex und Verfolgungsjagden, Mord und Totschlag, ein Rabbi im Rollstuhl, eine mordende Ärztin und – Ariel Scharon, der im Dezember 2005 einen Schlaganfall erlitt und nach jahrelangem Koma im Januar 2014 starb.
Politdrama
Suezkrise und Sechstagekrieg, Scharons militärische und politische Karriere, seine Zeit als Landwirtschafts- und Verteidigungsminister bis zum Premierminister – alles drin in diesem Thriller, der zugleich Politdrama und Familiensaga sein will, Politik, Geschichte und Religion verknüpft, dazu die Entwicklung Israels und Palästinas und den Krieg in Afghanistan – das alles begreifbar und packend unter einen Hut zu bringen, ist zuviel des Guten.
Späte Spannung
Auch wenn Schätzing in einem Interview sagt, er habe die Hintergründe der Konflikte im Nahen Osten verstehen wollen – dem Leser mutet er mit dem Umfang der Diskurse zu viel zu. Und auch die Spannung hält sich auf den ersten 460 Seiten sehr in Grenzen, sodaß der Gesamtumfang von "Breaking News" schon eine arge Prüfung ist. Vor allem, wenn man "Der Schwarm" - mit Recht ein Mega-Bestseller - buchstäblich verschlungen hat.
(Peter Ehrenfried)
Frank Schätzing "Breaking News"
KiWi Kiepenheuer & Witsch 2014, 976 Seiten, 26,99 Euro
eBook 21,99 Euro, AudioBook 26,99 Euro, Hörbuch Download 18,57 Euro
Weiterer Buchtipp zu Frank Schätzing
Der Schwarm