Adrian McKinty
Cold Water
"Die Aufgabe eines Detektivs bestand darin, die Welt ins Gleichgewicht zu bringen, Ordnung in einem chaotischen Zustand zu schaffen… Eine heilige Aufgabe. Die Wahrheit aufdecken. Dem Nichts den Mittelfinger zeigen. Gegen die Bestie auszusagen."
Zwischen den Fronten
Abschied von Sean Duffy, dem nordirischen Polizisten, dessen unkorrupierbarer Sinn für Gerechtigkeit ihn immer wieder ins Herz der nordirischen Finsternis führte. Im siebten und letzten Band zieht er mit Freundin und Kind nach Schottland um, denn er entging dem Tod zwischen den Fronten der Extremisten auf beiden Seiten nur knapp. Immerhin gelang es ihm, mit den Nachbarn in seiner Straße in Carrickfergus im protestantischen Teil Nord-Belfasts, wo er 10 Jahre wohnte, Freundschaft zu schließen:
"Ich unterschied mich in fünf bedeutsamen Dingen von ihnen, und nichts davon hatte ihnen ursprünglich sonderlich gefallen. Ich war Katholik, Polizist, Mittelschicht, leicht unkonventionell, und ich war aus Derry. Ich hatte einen anderen Akzent, eine andere Religion, eine andere Weltsicht und Ausbildung, doch die Kirsche auf dem Kuchen war mein Job."
Sinnloses Kämpfen
Doch auch jetzt, zu Beginn der Neunziger Jahre, muss er jedes Mal nachsehen, ob unter seinem Auto keine Bombe versteckt wurde, und wer wissen will, warum die 'Troubles' im nordirischen Teil des Vereinigten Königreichs auch heute noch wieder aufflammen können, wird in diesen Politthrillern bestens informiert. Die letzten sechs Bände Adrian McKintys, der wie sein Held in Belfast geboren wurde, kann man immer auch als Geschichte des blutigen und sinnlosen Kämpfens und Sterbens in einem zerrissenen Land lesen, und in seinem siebten und letzten Roman will Sean Duffy, der Ermittler mit der Liebe zur Musik und Philosophie diesen Teil seiner Geschichte beenden. Denn mehr über Gewalt und Tod wird er in seinem Leben nicht mehr erfahren können.
"Doch unter der Oberfläche der sichtbaren Welt liegt eine andere aus Familienkämpfen und Blutfehden und Tod. Eine ältere Ordnung uralter Gesetze und Verpflichtungen, Sitten, die zurückreichen bis zu den Schritten der ersten Menschen durch die Steppen des Great Rift Valley in Afrika."
Gefährliche Falltüren
Vor seinem Rückzug aus dem aktiven Dienst wartet ein letzter Fall auf Duffy: Ein 15jähriges Mädchen aus einer Trinker- und Travellerfamilie ist verschwunden, und die beharrliche Suche von Duffy und seinem Team führt zu Männern aus ganz unterschiedlichen Milieus. Doch lange Zeit gelingt es nicht, auch nur einen einzigen Anhaltspunkt für den Mord an Kat McAtamney zu finden, und nur äußerste Hartnäckigkeit verhindert, dass der Fall, wie so oft, zu den Akten gelegt wird. Bis schließlich auch die IRA und der Geheimdienst auf den Plan treten und sich gefährliche Falltüren auftun. Adrian McKinty hat seinen katholischen Ermittler im protestantischen Polizeikorps mit ebenso viel Widersetzlichkeit wie Intelligenz ausgestattet, und nach zehn Jahren unter ständigem Beschuss, auch aus den eigenen Reihen, ist eine große Portion Zynismus und Selbstironie hinzugekommen, garniert mit einem Schuss irischer Sentimentalität.
"Vergesst Duffy, den Poeten, vergesst Duffy, den Intellektuellen, vergesst Duffy, den Musikfreund, nichts davon bin ich wirklich. Mein wahres Ich ist Duffy, der Gangster. Duffy, der Killer. Das kann er gut. Das macht ihm Spaß.
Erstklassiges Lesevergnügen
Wird es ihm gelingen, die schöne Kat, die ihre ganz eigenen Pläne verfolgte, zu finden? Wird er auch diesen letzten Fall überleben und sich zu seiner Familie ins sichere Abseits zurückziehen können? Und anderen, jüngeren Kolleginnen und Kollegen das Feld überlassen? Das herauszufinden, verspricht ein erstklassiges Lesevergnügen – das allerdings durch die Kenntnis der sechs Vorgängerbände um Sean Duffy umso größer würde.
(Lore Kleinert)
Adrian McKinty, *1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren, lebt in New York
Adrian McKinty "Cold Water"
aus dem Englischen übersetzt von Peter Torberg
Thriller, Suhrkamp Nova 2019, 376 Seiten, 15,95 Euro
eBook 13,99 Euro
Weitere Buchtipps zu Adrian McKinty
"Alter Hund, neue Tricks"
"Die Sirenen von Belfast"