Declan Burke
Slaughter’s Hound
"Sligo nennt sich Stadt, weil es eine Kathedrale hat und Heroin." Als Irlands Aufschwung in der Krise versank, blieben die teuren Immobilienprojekte als Bauruinen zurück, und kriminelle Geschäfte eroberten die Städte.
Familiäre Abgründe
Harry Rigby, Burkes glückloser Privatermittler aus "Eight Ball Boogie" ist zurück aus Knast und psychiatrischer Klinik - er hatte seinen psychotischen Bruder erschossen, - und hält sich mit Taxifahren und überschaubaren Drogentransporten über Wasser. Als er seinem Freund Finn Hamilton, mit dem er in der geschlossenen Abteilung ein Zimmer geteilt hat, ein paar Beutel Gras bringen will, schlägt ein Körper in seinem Taxi ein und geht in Flammen auf. Warum ist Finn aus dem neunten Stock gesprungen, dieser Frage kann sich Rigby nicht entziehen, zumal er selbst verdächtigt wird. Schritt für Schritt verstrickt er sich in undurchsichtigen Machenschaften und steuert pfeilgerade auf die familiären Abgründe der noch immer an Immobilien reichen Familie Hamilton zu.
Aus den Fugen
In den Tagen von Donnerstag bis Samstag gerät sein Leben vollends aus den Fugen, und mit der bekannten Mischung aus pathetischem Selbstmitleid und sarkastischem Witz schildert Rigby jeden Schritt und jede Regung: Seine Begegnungen mit Drogenhändlern, korrupten Anwälten, seinem zwölfjährigen Sohn und den durchgeknallten Verwandten von Finn, mal abgebrüht, dann wieder mit lyrischer Wortgewalt der irisch-expressiven Art:
"Irgendwas in mir war zerrissen, ob man es nun mein Gemüt, meine Seele oder die Batterie nannte, die die Maschine am Laufen hielt. In mir sprühten Funken, Blitze schlugen durch dunkle Wolken, die sich am Horizont zusammenballten, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Sturm losbrach und die Einsamkeit mir entgegenstürmte, laut aufheulend wie ein Rudel schwarzer Hunde, denen vor Anstrengung die Lunge barst."
Rücksichtslose Jagd
Robert Bracks Übersetzung macht Burkes starke Sprache mit ihren poetischen und popkulturellen Bezügen zu einem Lesevergnügen, obwohl es dem Roman erheblich an Glaubwürdigkeit mangelt, denn von Protagonisten bis zu allen Playern um ihn herum sind fast alle holzschnittartig bösartig. Dennoch baut sich große Spannung auf, und schon der allererste Satz des Buches, der die erste Seite füllt, ist ein gut geschliffenes Poem. Ebenso zeigt Rigbys abgebrühter Blick auf die desolaten politischen Verhältnisse die dunkle Seite eines europäischen Landes, in dem die rücksichtslose Jagd nach Geld und billiger Betäubung des Elends alles andere zu überlagern drohen.
"Wenn jemand Arbeitsplätze schafft mit gewaschenem Geld, na und? Kein Arsch in Dublin schert sich um uns. Wenn Sligo nächste Woche Richtung Island abdriftet, dann wird es bloß in die Nachrichten kommen, weil die Rehe dann unter der Kälte leiden."
(Lore Kleinert)
Declan Burke, *1969 in Nordirland, irischer Krimiautor, Buch- und Filmkritiker, lebt bei Dublin
Declan Burk "Slaughter’s Hound"
aus dem Englischen übersetzt von Robert Brack
Kriminalroman, Edition Nautilus 2019, 381 Seiten, 20 Euro
eBook 15,99 Euro
Weiterer Buchtipp zu Declan Burke
"Eight Ball Boogie"