Henning Mankell
Mord im Herbst.
Ein Fall für Kurt Wallander
Wallander zum allerletzten Mal: Der schwedische Kommissar fühlt sich ausgebrannt, wünscht sich einen Hund und eine Frau, und auch ein Haus auf dem Lande würde ihn freuen. Doch in seinem letzten Buch schüttelt Henning Mankell seinen schwerblütigen Helden noch einmal kräftig durch.
Mühselige Suche
Als er ein passendes Haus besichtigt, stolpert er im Garten über eine skelettierte Hand, die sich aus dem Boden gehoben hat.
"Eine Hand ist eine Hand. Eine tote Hand ist die Hand eines Toten. Weil dies hier kein Friedhof ist, kann etwas nicht stimmen",
und nun beginnt eine minutiöse und mühselige Suche, bei der sich im Garten des Hauses eine weitere Leiche anfindet. Niemand wurde im fraglichen Zeitraum vor mehr als 50 Jahren vermisst gemeldet, die Menschen, die damals den Hof bewohnten, sind fast alle tot.
Strapazierte Nerven
Als Leser erleben wir mit, wie die Ermittlung auf der Stelle tritt und - bei aller Geduld – die Nerven der Ermittler strapaziert werden.
"Wallander und seine Kollegen gruben sich immer tiefer hinein in diverse Archive, sie gruben unterirdische Gänge im Dunkeln wie die Maulwürfe."
Als sie schließlich auf eine alte Kiste mit Kalendern aus den 40er Jahren stoßen, führt eine Spur zu Erntearbeitern aus Estland, die während der Kriegsjahre in Schweden Zuflucht gesucht hatten. Ihr Sohn hatte gemeldet, dass sie wieder ausgereist waren, und wurde später selbst schwedischer Staatsbürger – und diesen Mann spürt Wallander schließlich auf, mit dramatischen Konsequenzen.
Ein guter Polizist
Henning Mankell verabschiedet sich von seinem weltberühmten Geschöpf, über dessen Erfindung und Abenteuer er im schönen Nachwort des Buches noch einmal nachdenkt. Ausgangspunkt waren rassistische Tendenzen in Schweden, die ihn bewogen, mit den Mitteln des Kriminalromans darüber zu schreiben und für Aufklärung zu sorgen. Verbrechen, so schrieb er damals in sein Tagebuch, verändern sich in dem Maße, wie die Gesellschaft sich verändert, und der Polizist, den er erfinden wollte, musste sich bewusst sein, wie schwer es ist, ein guter Polizist zu sein; er musste sich verändern und weiterentwickeln.
Mit Wallander hat Henning Mankell den Menschen einen Weggefährten geschickt - für ihn eine wichtige Aufgabe der Kunst. Um nicht in Routine zu verfallen, hat der Autor den letzten Punkt gesetzt, als es noch Spaß machte.
"Wallander hat das Pensionsalter erreicht und wandert in seinem Land der Dämmerung umher, mit seinem schwarzen Hund, der Jussi heißt. Wie lange er noch hier auf Erden wandeln will, weiß ich nicht. Das muss er schon selbst entscheiden."
Schönes Abschiedsgeschenk
In seinem letzten Fall zieht Henning Mankell jedenfalls noch einmal alle Register: Der Kommissar gibt niemals auf, wenn es gilt, den Toten die Ehre zu erweisen und herauszufinden, wer sie waren. Er ist fähig, vom Detail auf die größeren Zusammenhänge zu schließen, und er schreitet beherzt voran, weil er verstehen will, was wirklich passiert ist. Als er überlebt, gönnt Henning Mankell dem sonst oft Missgelaunten das Gefühl unsagbarer Freude. Für alle seine begeisterten Leser seit dem ersten Roman im Jahre 1990 ist dieser kleine Band ein schönes Abschiedsgeschenk.
(Lore Kleinert)
Henning Mankell "Mord im Herbst”
Ein Fall für Kurt Wallander
Übersetzt von Wolfgang Butt
Zsolnay-Verlag 2013, 144 Seiten, 15,90 Euro, eBook 6,99
AudioBook 14,44 Euro, Hörbuch Download 12,99 Euro
Weiterer Buchtipp zu Henning Mankell
Treibsand – Was es heißt, ein Mensch zu sein