Wallace Stroby
Fast ein guter Plan
"Keine Beute ist es wert, dafür zu sterben." "Das weiß ich." Doch diesmal geht vieles schief: Crissa Stone hat den Überfall auf die fette Beute einer Bande von Drogendealern wie immer akribisch geplant, doch der eine Mann, den sie nicht kannte und nur widerwillig mit ins Team nahm, lässt den guten Plan platzen.
Glaubwürdige Meisterdiebin
Ihre zwei Vertrauten tot, sie selbst mit der Hälfte des Geldes auf der Flucht. Crissa Stone, die glaubwürdigste aller Meisterdiebinnen ist auch in diesem dritten Band ein wenig anders als gewohnte hard-boiled Helden: Sie trauert um ihr Kind, das sie in die Obhut ihrer Kusine gegeben hat, sie sehnt sich nach ihrem Mann, der in Texas im Knast sitzt, und sie fühlt sich verpflichtet, mit der Hälfte ihres Anteils die Familie ihres Partners Larry, der den Überfall nicht überlebte, zu unterstützen. Doch der Drogenboss eröffnet die Jagd und setzt den korrupten und skrupellosen Ex-Cop Burke auf sie an.
Stadt der Neuanfänge
Aus seiner Perspektive folgen wir dem Weg der Gewalt in einer Stadt, deren Niedergang Elmore Leonard, dem Stroby seinen Krimi gewidmet hat, so einzigartig in seinen Romanen erfasste. Doch Stroby steht ihm mit seinem kühlen und sparsamen Stil kaum nach, wenn er zum Beispiel den Weg des Drogenhändlers, der sich Marquis nennt, knapp und ohne ein überflüssiges Wort umreißt:
"Burke sah ihn über den Tisch hinweg an, erinnerte sich an den dünnen Teenager, der sich auf den Straßen herumgetrieben hatte und Sachen für die Gangster erledigte. Und jetzt war er hier, Marky Johnson aus der Nachbarschaft, wiedergeboren als Drogenboss. Detroit, die Stadt der Neuanfänge."
Stroby hat mit Burke einen Gegenspieler für seine Heldin erschaffen, der sich Crissa Stones Ehrgefühl zunutze macht und als Schwäche erscheinen lässt, weil es sie angreifbar macht und Spuren hinterlässt. Wird es ihr gelingen, die labile Frau ihres toten Mittäters und die kleine Tochter aus der Schusslinie zu nehmen? Und wie wichtig ist das Geld? Im Gespräch mit ihrem alten Kumpan Jimmy Peaches räumt sie ihre Existenzangst ein, die sie immer wieder zu gewagten Coups antreibt:
"Ein paar Fehlschläge hintereinander, und ich könnte wieder da landen, wo ich war. Mit nichts. Ich muss verdienen, solange ich kann. Und genug, um mich längere Zeit über Wasser zu halten, wenn es schiefläuft."
Nur nicht aufgeben
Doch wenn vieles schiefläuft, können sich die Leser über große Spannung und intelligente Neuverteilung und -bewertung von Stärken und Schwächen freuen. Und man sollte nicht vergessen, dass das Tattoo auf Stones linkem Handgelenk, ein chinesisches Schriftzeichen, für 'Ausdauer' steht:
"Es bedeutet, weiterzumachen, wenn man etwas will oder etwas braucht. Nicht aufgeben, wenn es hart wird und auch nicht, wenn du denkst, du kannst nicht mehr."
(Lore Kleinert)
Wallace Stroby *1960 in New Jersey/USA, Polizeireporter einer Zeitung und Krimiautor
Wallace Stroby "Fast ein guter Plan"
"Shoot the woman first" übersetzt und mit einem Nachwort von Alf Mayer
Pendragon Verlag Bielefeld 2018, 312 Seiten,17 Euro
eBook 14,99 Euro
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"Zum Greifen nah"
"Kalter Schuss ins Herz"