Karen Duve
Macht
Männer sind aggressive, schamlose Egoisten, denen es nur um Herrschaft und Unterdrückung geht. Für die Probleme der Menschheit interessieren sich diese "Hohlköpfe und Psychopathen" nicht.
Frauen für den Untergang
In ihrer konfusen Streitschrift "Warum die Sache schief geht" hat Karen Duve schon eine Kostprobe dessen abgeliefert, was sie in "Macht" nun auf über 400 Seiten weitschweifig und langatmig ausbreitet.
Wir befinden uns im Jahr 2031 – Endzeit: Das Klima hat sich rasant verändert, Hitzeperioden wechseln mit Wirbelstürmen und Dauerregen. Es herrscht Staatsfeminismus und Veganismus, Fleisch gibt's nur auf Kohlendioxid-Gutschein. Olaf Scholz ist als Quotenmann Bundeskanzler, und jeglicher Altersprozess wird durch die Zauberpille Ephebo aufgehalten. Wer zuviel davon nimmt, muss allerdings mit einer Krebserkrankung rechnen. Aber was soll's, die Apokalypse steht ohnehin vor der Tür.
Machos schließen sich zusammen
"Männer herrschen seit Jahrtausenden über Frauen. Und sie würden es auch die nächsten tausend Jahre tun, wenn die Menschheit noch so lange Bestand hätte. Das was gerade in Europa und Nordamerika passiert, diese Verweiblichung der Kulturen und dass ihr jetzt überall mitmischen dürft, ist eine kurzzeitige historische Abnormität. Ein Ausrutscher in der Geschichte der Menschheit. … Gesellschaften, die von Frauen regiert werden, sind zum Untergang verurteilt."
Das sagt einer von diesen Psychopathen, der Ich-Erzähler Sebastian Bürger, der seit zwei Jahren seine Frau, Ministerin für Umwelt, Kraftwerksstilllegung und Atommüllentsorgung, im Keller versteckt, sie demütigt, schlägt und nach allen Regeln einer perversen männlichen Sexualität gnadenlos missbraucht. Seine erklärte Art der Gegenwehr. Andere Männer schließen sich in der sich auflösenden Gesellschaft zu Machobünden zusammen, die irgendwann zu einem obskuren Showdown auflaufen, um sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Frauenfantasien
Nichts in diesem Roman ist wirklich zu Ende gedacht oder gar schlüssig fantasiert, nicht Feminismus als Staatsform, nicht Klimawandel und Ressourcenverschwendung, nicht die Gesellschaftsveränderung, noch nicht einmal der offensichtliche Männerhass der Autorin, die sich lustvoll in die Rolle des Fieslings versetzt – mit all seinen widerwärtigen Aktionen. Welche Frauenfantasien formen solche Romanfiguren!
(Christiane Schwalbe)
Karen Duve *1961 in Hamburg, deutsche Autorin, lebt in der Märkischen Schweiz/Brandenburg
Karen Duve "Macht"
Roman, Galiani Berlin 2016, 416 Seiten 21,99 Euro
e-Book 18,99 Euro
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